Das Corona-Jahr 2020

Das vergangene Jahr gestaltete sich außerordentlich abwechslungsreich und hat uns auf viele neue Wege geschickt. Dies hat uns viel abverlangt, hatte aber auch gute
Seiten. Vor allem zeigte sich, wie stabil und unverwüstlich unsere Chorgemeinschaft
ist.

Das Jahr 2020 begann noch recht normal. Das jährliche Stimmbildungsseminar in
Murnau konnte Ende Februar sogar noch stattfinden. Für April hatten wir ein neues
Format, das offene Frühlingsliedersingen vorbereitet, das jedoch nicht mehr stattfinden konnte.
Ein Jahr ohne Konzerte - wofür singen wir eigentlich? Ja, Konzerte sind ein nicht
wegzudenkender Faktor beim Chorsingen. Sie motivieren, fördern das Gemeinschaftsgefühl und liefern das Lob in Form von Applaus, Würdigung durch zuhörenden Freunde oder Familie und natürlich auch Einnahmen. Ein paar Vorteile hatte das Fehlen der Konzerte aber auch. Wir konnten viele neue Lieder in unser Repertoire aufnehmen und haben immer noch ausreichend Zeit bevor wie sie
aufführen. Ein weiterer, erfreulicher Nebeneffekt war, dass wir jeweils passend zur
Jahreszeit proben durften. Keine Weihnachtslieder im August ;-)

Ab April mussten wir zwischen den unterschiedlichsten Probenarten und -orten hin und her wechseln, was ebenfalls positive Seiten hatte.
Auf dem Eisstockplatz übten wir dank ausgeklügeltem Hygienekonzept im Freien mit zwei Metern Abstand zwischen uns, wirklich ungewöhnlich für einen Chor! Die
Musik verflog im Wind und manch einer fühlte sich etwas alleine gelassen von seinen
Stimmkollegen. Die vorgegebene Sitzordnung wurde regelmäßig geändert. Durch diese harte Schule wurde aus manchen "sich anhängenden" Sängern aktive, selbstbewusste Sänger. Dies wird sich als große Errungenschaft herausstellen.

Wie erholsam waren da doch die Proben in der Habacher Kirche! Die Akustik ein
Traum und die Umgebung ideal für unsere Hallelujahs. Die Herausforderung dort war
vor allem der Hall bzw. die Zeit, die der Ton von ganz hinten nach ganz vorne brauchte. Dies zwang uns dazu, exakt nach Dirigat zu singen.

Bereits im ersten Lockdown begannen wir mit wenigen Wagemutigen die Online-
Proben über ZOOM, die wir im November mit stark gestiegenen Teilnehmerzahlen
fortsetzten. Die Ergänzung der Online-Probe um eine gleichzeitig stattfindende
Telefonkonferenz ermöglichte weiteren SängerInnen die Teilnahme. Der Chor verzeichnete sogar Neuzugänge durch den Online-Betrieb und so sind wir inzwischen fast auf dem Teilnehmerniveau realer Proben!

Für die Probenarbeit bedeutet „online“ eine deutliche Veränderung.
Das Dirigieren entfällt aufgrund der Übertragungs-Zeitverzögerung fast völlig. Den
Rhythmus gibt nun das Klavier vor, sodass auch flotte Stücke durch das Einspielen
der Begleitung umgesetzt werden konnten. Um den Chorklang zu imitieren, ist es
nötig alle Stücke mehrstimmig einzusingen. Dies ist eine deutliche Mehrarbeit in der
Vorbereitung einer jeden Probe. Von Vorteil jedoch ist die Tatsache, dass diese
Übungsdateien von nun an durchgehend verfügbar sind. So kann nicht nur jeder
nachhören, wenn er eine Stelle nicht mehr im Ohr hat oder nicht an der Probe
teilnehmen konnte, auch neue SängerInnen können bekannte Lieder schnell
nachlernen.
Bei dem Wort „Technik“ denkt man plötzlich nicht mehr an Gesang sondern an
Elektronik. Und die Technik half auch, die Proben sinnvoll zu gestalten. Das elektronische Klavier mit USB-Anschluss und integriertem Mischpult, das der Chor
im Vorjahr gekauft hatte leistete dazu große Dienste. Ende des Jahres kam noch ein
Notenständer mit Mikrofonhalterung dazu. Auf dem PC installierte man Software zum Aufnehmen und Schneiden einzelner Stimmen, ein Telefonprogramm für die Konferenz, das Videokonferenz-Programm ZOOM und lernte mit vielen Knöpfen zu jonglieren. Aber auch alle
Sängerinnen und Sänger kämpften mit Smartphones und WhatsApp-Gruppen sowie
mit Übungsdateien auf der Homepage.
Dass es funktioniert hat, brachte uns im Vergleich zu anderen Chören einen
unglaublichenn Vorteil. Der Chor existiert, probt und genießt eine einzigartige Gemeinschaft. Das Singen ist eben die perfekte Möglichkeit Einsamkeit und den
Corona-Blues zu vertreiben.
Vielen Dank für euer Mitmachen und Dabeibleiben, eure Flexibilität und Geduld,
eure Kreativität sowie die stets gute Laune! Ich freue mich auf viele schöne Proben
mit euch und bin mir sicher, dass der Glück-Auf Chor für die Zukunft bestens gerüstet
ist.
Eure Barbara